Dienstag, 2. Februar 2010

»Wir demonstrieren in feinem Zwirn für Krieg und Rüstung«

Vor der Münchner »Sicherheitskonferenz«: Satirische Demo für Bildung und Perspektiven statt für Kriegseinsätze geplant. Gespräch mit Kerem Schamberger
Interview: Claudia Wangerin

Kerem Schamberger ist Sprecher der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) in München und Mitorganisator des Jugendblocks
Die SDAJ mobilisiert für einen Jugendblock bei der Demonstration gegen die »Münchner Sicherheitskonferenz« am Samstag. Eine der Hauptforderungen ist der Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan. Krieg und Frieden sind eigentlich ein Thema für alle Generationen– welche Besonderheiten thematisiert der Jugendblock?


Die Interessen der Jugend sind unvereinbar mit den Interessen, die am kommenden Wochenende von Politikern, Militärs und Konzernmanagern im Luxushotel Bayerischer Hof vertreten werden. In unserem Aufruf haben wir den Zusammenhang zwischen der Militarisierung der Gesellschaft, den Rüstungsausgaben und der Bildungspolitik aufgezeigt. Milliarden werden für Krieg und Rüstung ausgegeben, während an der sogenannten »Bildungsmisere« niemand schuld sein will. Wir fordern unter anderem, daß mehr Geld in den Aufbau eines fairen Schulsystems gesteckt wird. Das betrifft nicht nur deutsche Jugendliche, sondern Jugendliche aus allen Ländern, aus denen Vertreter zu der »Sicherheitskonferenz« anreisen. Deshalb haben wir den Aufruf internationalisiert.

Aus welchen Ländern erwarten Sie Teilnehmerinnen und Teilnehmer – und welche Organisationen unterstützen den Aufruf?

Insgesamt elf Jugendorganisationen haben den Aufruf unterschrieben – darunter die ver.di-Jugend München und die Schülerinitiative München, aber auch türkische und kurdische Jugendgruppen. Neben einigen Mitgliedern der Kommunistischen Jugend Österreichs, die zur Demonstration anreisen, sind aus Deutschland viele Jugendliche mit Migrationshintergrund dabei.

Die kommunistische Jugend Israels, die unseren Aufruf unterstützt, wird aber vermutlich nur eine Vertreterin schicken. Wahrscheinlich gibt es von ihr ein Grußwort. Wir gehen aber davon aus, daß auch viele junge Leute kommen, die keiner Organisation angehören – wie schon im letzten Jahr.

Am Mittwoch gibt es bereits in satirischer Vorfreude auf die Sicherheitskonferenz eine »Jubeldemo«, die in München mittlerweile Tradition hat. Was ist das diesjährige Motto?

Das Motto heißt »Feed the Rich«. Wir demonstrieren dieses Jahr in feinem Zwirn für Krieg, Aufrüstung und wirtschaftliche Zusammenarbeit. Die Demonstrationsroute führt durch Münchens feinste Einkaufsgegend. Wir sind schon gespannt, ob sich jemand spontan anschließt. Allerdings haben wir Flugblätter dabei, um den Passanten die Hintergründe zu erläutern.

Nach der Sicherheitskonferenz wird Ihre Kampagne »Bundeswehrfreie Zone« fortgesetzt, die sich gegen die Nachwuchswerbung der Bundeswehr an Schulen und auf Jobmessen richtet. Welche Reaktionen gibt es bisher?

Bei den beiden Aktionen, die wir bisher in München und Umgebung durchgeführt haben, war die Resonanz gut. Auf einer Messe für Abiturienten in Poing bei München haben wir versucht, den Stand der Bundeswehr zu blockieren – es war der größte Stand auf dieser Messe. Wir wurden zwar sehr schnell rausgeworfen, aber unser Infomaterial wurde mit großem Interesse gelesen, und die Reaktionen der Jugendlichen auf unsere Argumente waren erstaunlich positiv. Viele sind der Meinung, daß es eine Unverschämtheit ist, wenn sich die Bundeswehr als normaler Arbeitgeber präsentiert, obwohl es um enorme Risiken und ums Töten geht. Diese Stimmungslage wollen wir aufgreifen und zu einer grundsätzlichen Positionierung gegen den imperialistischen Krieg weiterentwickeln. Es gibt laut Umfragen bereits überwältigende Mehrheiten gegen die Auslandseinsätze der Bundeswehr.

* Zentrale Großdemonstration gegen die Münchner »Sicherheitskonferenz«, Samstag, 6. Februar, 13 Uhr, Marienplatz


Tageszeitung jungeWelt vom 01.02.10

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