Montag, 11. Januar 2010

»Der Bundeswehr die Werbetour vermiesen«

Nachwuchswerbung der Truppe in Schulen und Arbeitsagenturen wird immer aufdringlicher. Jugendverband startet Gegenkampagne. Ein Gespräch mit Björn Schmidt
Interview: Claudia Wangerin
Björn Schmidt ist Bundesvorsitzender der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend

Die SDAJ hat am Wo­chenende eine Kam­pagne unter dem Mot­to »Bundeswehrfreie Zone« gestartet. Was verstehen Sie darunter?
Unsere Kampagne richtet sich gegen die aufdringliche Nachwuchswerbung der Bundeswehr. Mit Slogans wie »Karriere mit Zukunft« versucht sie verstärkt, Jugendliche anzusprechen, die sich beruflich orientieren wollen. Die Militärs postieren sich gezielt an Orten, wo diese Jugendlichen anzutreffen sind. In Zeiten ausgeweiteter Kriegseinsätze gibt es aus ihrer Sicht viel zu wenig qualifizierte Bewerber. Diesen Mangel versuchen sie, mit einer aufwendigen Rekrutierungsarbeit vor allem unter Schülern zu beheben.

Statt »Zukunft« erwartet die zukünftigen Soldaten aber der Kriegs­einsatz mit allen denkbaren Folgen: Schießbefehl, Verwundung, und immer häufiger sogar der Tod. Mit unserer Kampagne wollen wir verhindern, daß diese Rekrutierungsarbeit Erfolg hat. Wir fordern nicht nur den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan, sondern auch ihren Abzug aus Schulen, Arbeitsagenturen und Jugendmessen.

Mit welchen Methoden versucht die Bundeswehr Ihrer Erfahrung nach, junge Menschen als Nachwuchssoldaten zu gewinnen?
Die Werbestrategie der Militärs umfaßt Freizeitaktivitäten aller Art. Das geht von den sogenannten Karriere-Trucks, die auf öffentlichen Plätzen und Jobmessen haltmachen, über Sportveranstaltungen und Konzerte bis hin zu Unterrichtsstunden in Schulen und Vorträgen in Arbeitsagenturen. Das wichtigste Argument der Jugendoffiziere ist immer: Bei der Bundeswehr hast du eine gute Ausbildung und einen sicheren Arbeitsplatz. Damit nutzt sie die hoffnungslose Lage vieler Jugendlicher auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz aus. Ein durchaus erwünschter Nebeneffekt ist, daß sie in den Schulen mit der Werbung für den Job an der Waffe gleichzeitig Propaganda für den Krieg machen können.

Wie reagieren Ihre Altersgenonssen in Schulen, Unis und Betrieben darauf?
Die meisten der umworbenen Jugendlichen reagieren mit Skepsis auf den »Beruf Soldat«, was von der Bundeswehr genau analysiert wird. Vor allem die Entbehrungen der Kasernierung und der Auslandseinsätze, aber auch das Prinzip »Befehl und Gehorsam« an sich sind für viele abschreckend.

Dennoch bleibt immer mehr Jugendlichen nichts anderes übrig, wenn sie nach der Schule nicht direkt in Hartz IV landen wollen. Mit der Kampagne »Bundeswehrfreie Zone« wollen wir dazu beitragen, die Skepsis gegenüber der Bundeswehr hin zu entschiedener Ablehnung und Widerstand weiter zu entwickeln. Kurz: Wir wollen ein antimilitaristisches Bewußtsein unter Jugendlichen schaffen.

Sind es Ihrer Meinung nach eher unpolitische Jugendliche, die über eine Laufbahn bei der Bundeswehr nachdenken, weil sie sonst wenig berufliche Perspektiven haben?
Zweifellos treibt die Arbeitslosigkeit immer mehr junge Leute in die Bundeswehr und damit in den Kriegseinsatz. Das spiegelt sich in der Herkunft der Soldaten wieder: 62,4 Prozent der niedrigen Mannschaftsdienstgrade kommen aus Ostdeutschland, wo der Arbeits- und Ausbildungsplatzmangel am größten ist.

Längst nicht alle sind fanatische Anhänger der Auslandseinsätze oder ziehen zum Vergnügen in den Krieg, das ist uns bewußt. Wir verknüpfen ja unsere antimilitaristische Arbeit auch mit der Forderung nach einem Gesetz, das Unternehmen zur Ausbildung zwingt, damit Jugendliche eben nicht auf die Bundeswehr als letzte Rettung angewiesen sind.

Mit welchen Aktionsformen wollen Sie der Nachwuchswerbung der Bundeswehr entgegentreten?
Wir haben die Erfahrung gemacht, daß die Bundeswehr auf Proteste empfindlich reagiert. Schließlich will sie sich als normaler Arbeitgeber präsentieren und den schmutzigen Krieg in Afghanistan lieber verschweigen. Deshalb wollen wir in den kommenden Monaten zahlreiche Protestaktionen gegen die Bundeswehr auf Jobmessen und öffentlichen Plätzen durchführen. Mit kreativen Aktionen, einem antimilitaristischen CD-Sampler, einer Konzertreihe und Info-Veranstaltungen wollen wir der Bundeswehr diese Werbetour vermiesen.

Quelle: jungeWelt

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