Bildungsstreik Rede
Rede zum Bildungsstreik von einem Auszubildenden:
Liebe Streikende,
als Auszubildende und BerufsschülerInnen haben wir jede Menge Gründe am heutigen Tag zu streiken. Und diese Gründe sind fast die gleichen wie eure.
Auch wir haben unter Bildungsabbau zu leiden, es gibt viel zu wenige LehrerInnen und überfüllte Klassen, die Ausstattung und Technik an den Berufsschulen ist oft veraltet.
Richtig lernen tun wir auch nichts mehr – häufig erhalten wir nur eine Ausbildung, die uns auf eine ganz bestimmte Arbeit abrichten und die wir das ganze Leben verrichten sollen – sogenannte Schamspurausbildungen.
Wir haben aber keinen Bock darauf die ganze Zeit an einem Fließband zu stehen und die Gewinne der Bosse zu vergrößern, während wir fast keinen Cent davon sehen was wir leisten.
Im Jahr 2007 haben über 300.000 betriebliche Ausbildungsplätze gefehlt. Dies bedeutet für viele von uns, gleich nach der Schule in die berufliche Perspektivlosigkeit abzugleiten und von Hartz 4 zu leben oder unser Dasein in sog. „berufsvorbereitenden Maßnahmen“ zu fristen.
Diese Ausbildungsplatzmisere wird von den Unternehmern auch noch dazu genutzt um Azubilöhne zu drücken und Überstunden zu schieben. Denn wenn man keinen Bock mehr hat, steht auf der Straße schon der Nächste bereit.
Ich will heute auch ein paar Dinge sagen, die sich allgemein mit dem Bildungssytem in Deutschland beschäftigen, denn auch wir Auszubildende sind normal zur Schule gegangen und haben einen Abschluss gemacht.
Bildung ist eine Voraussetzung um Selbstbewusstsein zu entwickeln und selbstbestimmt leben zu können. Der Mensch hat das Grundbedürfnis sich zu bilden und die Zusammenhänge zu verstehen, in denen er lebt.
Erst indem wir die Welt um uns herum erkennen, können wir sie auch verändern.
Deshalb ist Bildung ein Grundrecht.
Wo dieses Grundrecht nicht für jeden einzelnen gesichert ist herrschen weder Demokratie noch individuelle Freiheit!
Schulen in diesem Land sollten Orte des Lernens sein. Fakt ist aber, dass deutsche Schulen Orte sind, an denen Jugendlichen das Recht auf Bildung verweigert wird.
Über 75.000 Jugendliche verlassen jährlich die Schulen ohne Abschluss.
20% aller 15 jährigen verfügen nicht über ausreichend Textverständnis, um den Leitartikel einer Tageszeitung zu verstehen.
Deshalb frage ich euch: Wem nützt dieses Schulsystem, in dem wir nichts gescheites Lernen bzw. in dem nur eine kleine Elite etwas lernt und der Rest aussortiert wird?
Mittlerweile gehört es unter Politikern zum guten Ton, sich in jeder Sonntagsrede für bessere Bildung auszusprechen. Selbst Bundeskanzlerin Merkel ist sich nicht zu dumm dafür, die „Bildungsrepublik Deutschland“ auszurufen, während der Bildungsbericht ihrer Regierung den Bildungsnotstand amtlich bestätigt.
Woran liegt es , dass Politiker vor der Wahl viel versprechen, um nach der Wahl den Bildungsabbau fortzusetzen? Die Antwort lautet häufig, es sei kein Geld da. Aber dann stellt sich die Frage:
Warum wird der Verteidigungsetat der Bundeswehr auf über 30 Milliarden Euro angehoben, während wir unsere Schulbücher selbst bezahlen müssen, in überfüllten Klassen sitzen und kein Geld für Schulrenovierungen zur Verfügung steht?
Und warum ist angeblich kein Geld für Bildung da, während die Bundesregierung deutsche Banken wie die Hypo Real Estate, die hier um die Ecke gleich ihren Sitz hat!, oder die Commerzbank im Zuge der selbst verursachten Krise mit Zuschüssen und Bürgschaften im Gesamtwert von 500 Milliarden Euro unter die Arme greift?
Die Antwort liegt auf der Hand:
Weil das! im Interesse von Baukonzernen, Rüstungskonzernen und Finanzkonzernen IST! Nicht UNSERE Bildung.
Der gesamte Bildungsabbau, der kontinuierlich steigende Leistungsdruck, das verbissene Festhalten am mehrgliedrigen Schulsystem – das alles ist nicht der Unfähigkeit der Politik geschuldet, sondern ist die konsequente Ausrichtung des Schulsystems an den Interessen des Kapitals.
Es ist im Interesse der Kapitalisten:
Wenn Schulen unterfinanziert sind. Dann können sie als Sponsoren ihren Einfluss in den Schulen geltend machen, um ihre Produkte im Schulunterricht zu bewerben oder den Unterricht an ihrem konkreten Bedarf an zukünftigen Arbeitskräften auszurichten.
Es ist im Interesse der Kapitals:
Wenn Bildung nur einer kleinen Elite zu gute kommt, während die Mehrheit von uns dumm gehalten wird. Denn so stehen ihnen auf der einen Seite Fachkräfte und auf der anderen Seite ein Heer von billigen Arbeitskräften zur Verfügung, die aufgrund fehlender Bildung eine willenlose Manövriermasse für die Kapitalisten darstellen.
Der jetzt anhaltende Bildungsabbau ist keine Ausnahme, sondern die Regel im heutigen Kapitalismus.
Schule hat hier vor Allem die Funktion, Jugendliche auf das zukünftige Arbeitsleben vorzubereiten.
Wer Maschinen und Computer entwickeln soll, erhält eine wissenschaftliche Ausbildung. Wer im Arbeitsprozess einfache Tätigkeiten ausführen soll, erhält eben auch nur wenig Bildung und wer in der Produktion nicht gebraucht wird, soll am besten gar keine Bildung erhalten.
Jegliche Bildung über das jeweils notwendige Wissen hinaus ist für die Kapitalisten nicht nur nutzlos, sondern auch gefährlich.
Denn wer in der Lage ist seine Rolle zu erkennen, kann Widerstand leisten!
Solange wir im Kapitalismus leben, kann von Chancengleichheit in der Bildung keine Rede sein. Chancengleichheit kann nur da existieren, wo es soziale Gleichheit gibt und die Gesellschaft sich nicht in Arm und Reich spaltet.
Deshalb müssen wir der menschenverachtenden Logik des Kapitals unsere Forderungen als SchülerInnen, Studierende und Auszubildende entgegenstellen.
Zum Beispiel:
Weg mit dem mehrgliedrigen Schulsystem - eine Schule für Alle!
Konzerne raus aus der Bildung – Sponsoren und ihr Unterrichtsmaterial haben im Unterricht nichts zu suchen!
Für das Streikrecht von SchülerInnen während der Unterrichtszeit – Das Recht auf Meinungsfreiheit und Demonstrationsrecht stehen über dem Schulgesetz!
Letztendlich können wir nur erfolgreich sein indem wir unsere Kämpfe verknüpfen, auch wenn das manchmal schwierig und mühsam ist, aber genau so wie wir es heute hier am Geschwister-Scholl-Platz machen, müssen wir es immer machen.
In diesem Kampf für unsere Rechte interessiert es nicht welche Hautfarbe, Nationalität, Religion oder Geschlecht man hat. Es kommt darauf an auf welcher Seite der Barrikade man steht.
Auf der Seite derjenigen, die uns unsere Zukunft nehmen wollen oder auf der Seite derjenigen die FÜR ihre Zukunft kämpfen.
Nur wenn wir gemeinsam kämpfen, als Schüler, als Studenten und als Auszubildende können wir unsere Interessen gegenüber denjenigen verteidigen, die wollen das wir dumm und mündig bleiben.
Deshalb ist es auch so unglaublich wichtig und super, das bei dem heutigen Streik ebenfalls die seit Wochen im Arbeitskampf stehenden KiTa-Angestellten dabei sind – Herzlich Willkommen!
Denn: Gemeinsam sind wir stark!
Wenn uns dieses System keine Chancen auf Selbstverwirklichung gibt, dann ist es auch an uns gemeinsam diesem System keine Chance mehr zu geben
Liebe Streikende,
als Auszubildende und BerufsschülerInnen haben wir jede Menge Gründe am heutigen Tag zu streiken. Und diese Gründe sind fast die gleichen wie eure.
Auch wir haben unter Bildungsabbau zu leiden, es gibt viel zu wenige LehrerInnen und überfüllte Klassen, die Ausstattung und Technik an den Berufsschulen ist oft veraltet.
Richtig lernen tun wir auch nichts mehr – häufig erhalten wir nur eine Ausbildung, die uns auf eine ganz bestimmte Arbeit abrichten und die wir das ganze Leben verrichten sollen – sogenannte Schamspurausbildungen.
Wir haben aber keinen Bock darauf die ganze Zeit an einem Fließband zu stehen und die Gewinne der Bosse zu vergrößern, während wir fast keinen Cent davon sehen was wir leisten.
Im Jahr 2007 haben über 300.000 betriebliche Ausbildungsplätze gefehlt. Dies bedeutet für viele von uns, gleich nach der Schule in die berufliche Perspektivlosigkeit abzugleiten und von Hartz 4 zu leben oder unser Dasein in sog. „berufsvorbereitenden Maßnahmen“ zu fristen.
Diese Ausbildungsplatzmisere wird von den Unternehmern auch noch dazu genutzt um Azubilöhne zu drücken und Überstunden zu schieben. Denn wenn man keinen Bock mehr hat, steht auf der Straße schon der Nächste bereit.
Ich will heute auch ein paar Dinge sagen, die sich allgemein mit dem Bildungssytem in Deutschland beschäftigen, denn auch wir Auszubildende sind normal zur Schule gegangen und haben einen Abschluss gemacht.
Bildung ist eine Voraussetzung um Selbstbewusstsein zu entwickeln und selbstbestimmt leben zu können. Der Mensch hat das Grundbedürfnis sich zu bilden und die Zusammenhänge zu verstehen, in denen er lebt.
Erst indem wir die Welt um uns herum erkennen, können wir sie auch verändern.
Deshalb ist Bildung ein Grundrecht.
Wo dieses Grundrecht nicht für jeden einzelnen gesichert ist herrschen weder Demokratie noch individuelle Freiheit!
Schulen in diesem Land sollten Orte des Lernens sein. Fakt ist aber, dass deutsche Schulen Orte sind, an denen Jugendlichen das Recht auf Bildung verweigert wird.
Über 75.000 Jugendliche verlassen jährlich die Schulen ohne Abschluss.
20% aller 15 jährigen verfügen nicht über ausreichend Textverständnis, um den Leitartikel einer Tageszeitung zu verstehen.
Deshalb frage ich euch: Wem nützt dieses Schulsystem, in dem wir nichts gescheites Lernen bzw. in dem nur eine kleine Elite etwas lernt und der Rest aussortiert wird?
Mittlerweile gehört es unter Politikern zum guten Ton, sich in jeder Sonntagsrede für bessere Bildung auszusprechen. Selbst Bundeskanzlerin Merkel ist sich nicht zu dumm dafür, die „Bildungsrepublik Deutschland“ auszurufen, während der Bildungsbericht ihrer Regierung den Bildungsnotstand amtlich bestätigt.
Woran liegt es , dass Politiker vor der Wahl viel versprechen, um nach der Wahl den Bildungsabbau fortzusetzen? Die Antwort lautet häufig, es sei kein Geld da. Aber dann stellt sich die Frage:
Warum wird der Verteidigungsetat der Bundeswehr auf über 30 Milliarden Euro angehoben, während wir unsere Schulbücher selbst bezahlen müssen, in überfüllten Klassen sitzen und kein Geld für Schulrenovierungen zur Verfügung steht?
Und warum ist angeblich kein Geld für Bildung da, während die Bundesregierung deutsche Banken wie die Hypo Real Estate, die hier um die Ecke gleich ihren Sitz hat!, oder die Commerzbank im Zuge der selbst verursachten Krise mit Zuschüssen und Bürgschaften im Gesamtwert von 500 Milliarden Euro unter die Arme greift?
Die Antwort liegt auf der Hand:
Weil das! im Interesse von Baukonzernen, Rüstungskonzernen und Finanzkonzernen IST! Nicht UNSERE Bildung.
Der gesamte Bildungsabbau, der kontinuierlich steigende Leistungsdruck, das verbissene Festhalten am mehrgliedrigen Schulsystem – das alles ist nicht der Unfähigkeit der Politik geschuldet, sondern ist die konsequente Ausrichtung des Schulsystems an den Interessen des Kapitals.
Es ist im Interesse der Kapitalisten:
Wenn Schulen unterfinanziert sind. Dann können sie als Sponsoren ihren Einfluss in den Schulen geltend machen, um ihre Produkte im Schulunterricht zu bewerben oder den Unterricht an ihrem konkreten Bedarf an zukünftigen Arbeitskräften auszurichten.
Es ist im Interesse der Kapitals:
Wenn Bildung nur einer kleinen Elite zu gute kommt, während die Mehrheit von uns dumm gehalten wird. Denn so stehen ihnen auf der einen Seite Fachkräfte und auf der anderen Seite ein Heer von billigen Arbeitskräften zur Verfügung, die aufgrund fehlender Bildung eine willenlose Manövriermasse für die Kapitalisten darstellen.
Der jetzt anhaltende Bildungsabbau ist keine Ausnahme, sondern die Regel im heutigen Kapitalismus.
Schule hat hier vor Allem die Funktion, Jugendliche auf das zukünftige Arbeitsleben vorzubereiten.
Wer Maschinen und Computer entwickeln soll, erhält eine wissenschaftliche Ausbildung. Wer im Arbeitsprozess einfache Tätigkeiten ausführen soll, erhält eben auch nur wenig Bildung und wer in der Produktion nicht gebraucht wird, soll am besten gar keine Bildung erhalten.
Jegliche Bildung über das jeweils notwendige Wissen hinaus ist für die Kapitalisten nicht nur nutzlos, sondern auch gefährlich.
Denn wer in der Lage ist seine Rolle zu erkennen, kann Widerstand leisten!
Solange wir im Kapitalismus leben, kann von Chancengleichheit in der Bildung keine Rede sein. Chancengleichheit kann nur da existieren, wo es soziale Gleichheit gibt und die Gesellschaft sich nicht in Arm und Reich spaltet.
Deshalb müssen wir der menschenverachtenden Logik des Kapitals unsere Forderungen als SchülerInnen, Studierende und Auszubildende entgegenstellen.
Zum Beispiel:
Weg mit dem mehrgliedrigen Schulsystem - eine Schule für Alle!
Konzerne raus aus der Bildung – Sponsoren und ihr Unterrichtsmaterial haben im Unterricht nichts zu suchen!
Für das Streikrecht von SchülerInnen während der Unterrichtszeit – Das Recht auf Meinungsfreiheit und Demonstrationsrecht stehen über dem Schulgesetz!
Letztendlich können wir nur erfolgreich sein indem wir unsere Kämpfe verknüpfen, auch wenn das manchmal schwierig und mühsam ist, aber genau so wie wir es heute hier am Geschwister-Scholl-Platz machen, müssen wir es immer machen.
In diesem Kampf für unsere Rechte interessiert es nicht welche Hautfarbe, Nationalität, Religion oder Geschlecht man hat. Es kommt darauf an auf welcher Seite der Barrikade man steht.
Auf der Seite derjenigen, die uns unsere Zukunft nehmen wollen oder auf der Seite derjenigen die FÜR ihre Zukunft kämpfen.
Nur wenn wir gemeinsam kämpfen, als Schüler, als Studenten und als Auszubildende können wir unsere Interessen gegenüber denjenigen verteidigen, die wollen das wir dumm und mündig bleiben.
Deshalb ist es auch so unglaublich wichtig und super, das bei dem heutigen Streik ebenfalls die seit Wochen im Arbeitskampf stehenden KiTa-Angestellten dabei sind – Herzlich Willkommen!
Denn: Gemeinsam sind wir stark!
Wenn uns dieses System keine Chancen auf Selbstverwirklichung gibt, dann ist es auch an uns gemeinsam diesem System keine Chance mehr zu geben
sdaj.muc - 1. Jun, 22:16